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FRAX 2006 | 3. Etappe

Braunschweiger Hütte - Similaunhütte
Montag, 24. Juli 2006 / ca. 35km / +1600hm / -1300hm

Nachts hatte es wieder ordentlich geregnet. So früh morgens zu frühstücken fällt mir wie immer schwer. Ich bekomme kaum etwas den Hals hinunter. Als wir zu unseren Rädern gehen, für die es ja leider keinen Radständer gab, begrüsst uns die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen. Guter Dinge sind wir den Anstieg zum Pitztaler Jöchl angegangen.

Wie gewohnt durften wir wieder unsere Räder schultern. Ein Wanderer der mir entgegenkommt fragte mich, ob wir wirklich mit unseren Rädern durch die Felswand wollten? Ich nickte, und sagte: "Ja, warum denn nicht." Auf einem Kamm angekommen sah ich den weiteren Wegverlauf, drehte mich zu Dave um und sagte nur: "So eine Schei... ." Die letzten 50 Höhenmeter mussten wir durch eine dunkle, steile und ausgesetzte Felswand klettern. Ein Fotograph (www.rainermirau.com) machte Bilder, und für diesen waren wir ein willkommenes Motiv.


Hier oben auf dem Joch hat man eine tolle Aussicht auf die Braunschweiger Hütte. Nach kurzer Abfahrtvorbereitung konnten wir zunächst über ein ca. 500m langes Schneefeld mit den Bikes wedeln, was bei dem sulzigen Schnee nicht ganz einfach war. Über ein paar enge Kehren geht es dann noch hinab zum Rettenbachferner.

Jetzt kam für uns wohl einer der ekligsten Streckenabschnitte unserer gesamten Tour. Die Durchquerung des Verbindungstunnels zum Tiefenbachferner. Im Tunnel waren Bauarbeiten, und es stank extrem nach Diesel und Abgasen. Wir waren froh, wieder unter freiem Himmel zu sein, und frische Luft atmen zu können.

Carsten und ich kannten ja den Pfad, der von hier oben bis nach Vent führt, noch von einer früheren Tour. Dave aber war gespannt, habe ich ihm doch schon so oft davon vorgeschwärmt, bis er seinen Speichelfluss nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Der Trail ist ein Genuss. Wechselt er doch immer wieder mit flowigen Abschnitten, verblockten Schuttpassagen, engen Kehren und leider auch ein paar Gegenanstiegen. Der letzte Wiesenhangabschnitt ist stark verblockt und sumpfig. Da muss man sich nochmals gut konzentrieren, um sich nicht flach auf den Boden zu legen.

Pünktlich zur Mittagszeit sind wir in Vent eingetroffen und haben es uns gleich im ersten Gasthaus auf der Terasse gemütlich gemacht. Carsten holte noch in einer Apotheke ein paar Blasenpflaster und versorgte seine geschundenen Füsse. Nach dem üppigen Essen konnte die Fahrt weitergehen.

Die 500 Höhenmeter zum Martin Busch Haus ziehen sich abwechselnd über steile Rampen und flachere Streckenabschnitte auf einem guten Fahrweg dahin. Ich bin dann doch überrascht, wie lange ich dabei im Sattel bleibe und fahrend die Strecke bewältige. Nur an den steilsten Rampen begnüge ich mich mit schieben. Am Martin Busch Haus füllen wir nochmals unsere Trinkflaschen, und geniessen die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Terasse mit einer Cola.

 


Schon bald zieht es uns wieder weiter rauf zum Niederjoch. Die ersten Meter kann man noch fahren, dann wird der Pfad, schon von weitem sichtbar, unfahrbar Steil. Hier kann man sein Rad zur Abwechslung auch mal schieben und muss es nicht zwingend schultern. Sollte diese Etappe laut Plan doch unser Erholungstag sein. Bei der Begehung des Gletschers fällt Carsten und mir auf, dass dieser seit den letzten beiden Jahren stark gelitten hat. Es fehlen merklich ein paar Meter Eisdicke. Auf den letzten Metern zur Similaunhütte nehm ich dann doch wieder mein Rad auf den Rücken. Kommt man in verblocktem Gelände auf diese Weise doch am besten voran.


Wir haben uns gleich auf der Terasse an einer Mauer in der Sonne gesetzt, und genossen die wärmenden Sonnenstrahlen, den herrlichen Ausblick und ein kühles Hefeweizen. Von Vent aus haben wir unsere Ankunft schon mal angemeldet, und wurden ins Notlager verwiesen, da die Similaunhütte voll belegt sei. Das Notlager befindet sich im kleinen Nebengebäude bei der Materialseilbahn. Wir hatten die ganze untere Etage für uns alleine, und konnten uns wieder zum Kleider trocknen ausgiebig ausbreiten.
Nach dem duschen machten wir es uns in der Gaststube bei einem älteren Paar gemütlich. Wir haben uns nett unterhalten, und das Paar konnte sich nicht vorstellen, wo der Sinn darin liegen sollte sein Rad zuerst auf den Berg, um anschliessend alles wieder hinuntertragen und schieben zu müssen. Carsten und ich erklärten ihnen, dass wir unsere Räder schon auf den Berg tragen, doch unser Bestreben sei bei den Abfahrten möglichst auf dem Rad zu bleiben und fahrend ins Tal zu kommen. Sie konnten sich das bei bestem Willen hier im Hochgebirge nicht vorstellen. In der Dunkelheit begaben wir uns in unser Nachtquartier. Gut wenn man eine Taschenlampe dabei hat. Die Nacht war lausig kalt und ich benötigte 2 Decken, um nicht zu erfrieren.
 
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