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FRAX 2006 | 7. Etappe

Livigno - Gasthaus Bellaluna
Freitag, 28. Juli 2006 / ca. 50km / +1800hm / -2400hm

Gut ausgeschlafen, aber doch gezeichnet von den letzten Tagen sass ich dann beim Frühstück. Doch dieses mal war es mit meiner Apetittlosigkeit vorbei. Es gab herrliche Croissants, mit Puderzucker überzogen und einer Marmeladenfüllung, frisch aus dem Ofen. Die waren einfach genial. Da hab ich doch fast das ganze Tablett abgeräumt. So habe auch ich einmal mit vollem Magen eine Tour gestartet. Als wir durch Livigno radelten war es still und ruhig. Zu dieser frühen Uhrzeit ist es hier angenehmer. Eigentlich wollten wir mit der Gondel zur Cimba Carosello hochliften und eine Trailabfahrt bis zum Einstieg auf den Passo di Cassana abfahren. Doch leider ist die Gondel bis auf weiteres ausser Betrieb. Enttäuscht nahmen wir den Rückzug an, und sind dann auf einem schön zu fahrenden Weg von unten durchs Valle di Federia zum Einstieg geradelt.


Ab hier windet sich eine steile Schotterstrasse über einige Kehren hinauf bis zum Rifugio Cassana. Ich habe mich gleich aufs schieben konzentriert, und Carsten dabei beobachtet, wie er versuchte den Anstieg fahrend zu bewältigen. Nach ca. ¾ der Strecke gab er auf. Dave ist anfangs noch bei mir geblieben, doch dann ging er plötzlich beim schieben ab, wie Schmidts Katze. Er hatte dabei noch Carsten eingeholt und als erstes das Rifugio erreicht. Wir legten unsere nassgeschwitzten Trikots zum trocknen in die Sonne und löschten unseren Durst mit einer kühlen Cola. Die letzten 100 Höhenmeter waren dann nur noch ein Klacks.

Es blies ein kühler Wind und wir machten uns schnell bereit für die Abfahrt. Der Trail war nicht schön zu fahren. Rutschig und komplett mit tiefen Erossionsrinnen durchzogen. An der Alm Chaschauna mussten wir noch durch einen 50 Meter langen Pferch, bei dem der Kuhmist Knöchel hoch stand. Der Brunnen der beim Schweinestall war lud auch nicht zum trinken ein. Wir nutzten dennoch das Wasser, um unsere Räder ein wenig von der Schei... zu befreien. Ab hier gaben wir uns einer schnellen Schotterabfahrt hin und ich konnte meine Freude durch den neuen Ausruf "Yeaaah" wieder kundtun ;-). Für die letzten Höhenmeter fanden wir noch einen schönen Wurzeltrail am Hang entlang der uns bis ins Inntal brachte.

 


Den Einstieg ins Val Susauna haben wir auch schnell gefunden. Das Wetter machte uns ab hier Sorgen. Man hörte von ferne schon Gewittergrollen, und es nieselte immer wieder. In Susauna trank ich noch ein Apfelschorle. Bei der Alp Pignaint begann sich der Himmel zu leeren. Wir fanden dort auch einen geschützten Unterstand. Nach einer ½ Stunde hat es aufgehört zu regnen. Als nächstes Ziel nahmen wir uns zunächst nur die Alm Funtauna beim Abzweig zum Scalettapass vor. Das Wetter sah nicht gerade vielversprechend aus. Der Weg dorthin war steil, und ich schob wieder mal die Rampen hinauf. Oben an der Alm angekommen strahlte die Sonne, als ob es nie geregnet hätte.

Es galt noch einen Bachlauf zu überqueren. Carsten fuhr mit hohem Tempo hinein und drohte zu ertrinken. Ohne seinen starken Schwung hätte er sicher ein kühles Bad genommen. Dave und ich entschieden uns jedenfalls den kleinen Umweg über eine Brücke zu nehmen. Das Funtaunatal war herrlich, sanft ansteigend in saftig grünen Wiesen. Der Trail war fast komplett durchgehend fahrbar. Dann wird es etwas steiler, als man links ins Val dal Tschüvel zur Kesch Hütte einbiegt. Nach kurzer Zeit kommt man an einen Abzweig. Dort sind wir auf dem Pfad zum Sella da Ravais-ch gebogen. Der leicht am Hang steigende schmale Pfad zieht sich ewig, und scheint nicht enden zu wollen. Ich war schon dermassen gefrustet, da kam Carsten mit dem besten Spruch des Tages: "Sobald das Wasser auf der anderen Seite hinunter läuft haben wirs geschafft". Die Worte klangen mir noch lange im Ohr :-).


Endlich läuft das Wasser zur anderen Talseite in Richtung Rhein. Unter uns liegt der Lai da Ravais-ch. Nach einer kurzen Abfahrt führt der Weg erhöht am See entlang. Noch ein kurzer verblockter Abschnitt, und wir machen eine kleine Pause. Die Sonne brennt gnadenlos auf uns herab. Ich beschliesse nun endlich meine letzte Chance auf ein Bad in einem Gebirgssee wahr zu machen. Hinter uns im Nachbartal bei der Kesch Hütte hört man wieder Gewittergrollen. Rasch machen wir uns auf den Weg nach Chants.

Der Downhill war extrem ruppig, und ich wünschte mir mein voll gefedertes SX-Trail herbei. Hier nutzten wir nochmals die Gelegenheit uns zu stärken. Wir sind dann weiter dem Strassenverlauf nach Bergün gefolgt, und haben einige geniale Trails die parallel zur Strasse verliefen mitgenommen. Hier herrscht auch schon ein wenig Trubel. Befinden wir uns jetzt auf der Strecke des K72 Marathonlaufs, welcher morgen stattfinden wird. Auf der Passtrasse geht es zunächst weiter Richtung Filisur. Auch hier können wir wieder auf einen Wanderpfad ausweichen. Der Trail macht nochmals richtig Laune und spuckt uns direkt vor dem einladenden Gasthaus Bellaluna aus.

Diese Chance liessen wir uns nicht entgehen und haben gleich ein Mehrbettzimmer in Beschlag genommen. Das Haus ist geschmackvoll renoviert worden. Frisch geduscht haben wir das hervorragende Essen und einen feinen Schweizer Rotwein genossen. Mit Carsten bin ich dann noch in der gemütlichen Bar unter dem Dach ein wenig versumpft, bevor wir uns zu Dave ins Zimmer schlichen.

 
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